Saturday, January 12, 2008

Rajasthan und das Motorrad

In Jasialmer, der Perle inmitten der rajasthanischen Wueste, werden teure Kamelsafaris angeboten, die die Touristen in die Duenen, in kleine Ziegendoerfer, naeher (bis auf ca. 30km)an Pakistan, und ans Lagerfeuer in Zelt-Camps bringen sollen. Das wollten Ben und ich nicht, doch die Wueste sehen wollten wir dennoch. Wir mieten also ein Motorrad, das ist billiger, wir sind unabhaengig und koennen sogar schon zurueck sein, wenn die Touristenherden kommen. Die Strassen sind leer, gerade und wenn Verkehr, dann ist er links, aber so viel ist nicht los. Wir tragen Helme, meiner hat bessere Zeiten gesehen, in der neuen Kamelledertasche (die Kamele sterben eines natuerlichen Todes), Wasser und unser Mittagessen. Die Huetten am Strassenrand haben Strohdaecher und sind manchmal rund und aus Lehm, fast wie in Afrika und die Buben tragen lange weisse Gewaender und muslimische Kappen. Als wir den eher kleinen Sandduenen naeher kommen, rennen uns die Kinder, die Sachen verkaufen wollen auf der Strasse entgegen. Wir entkommen in Kurven, ohne jemanden zu verletzten, aergern uns aber. Wir sehen die nur weniger Meter von einander entfernten Massencamps mit Zelten und sind froh, nicht die all-inclusive Tour gebucht zu haben. Im naechsten Dorf, dem Marktplatz fuer zehn Kilometer Umkreis fragen wir nach den naechsten Duenen, die vielleicht weniger Touristen beherbergen muessen. Sie sagen, die sind Richtung Pakistan, vielleicht gibt es eine Militaersperre und wir kommen gar nicht durch. Mit schon recht steifen Ruecken, aber gestilltem Durst, lassen wirs drauf ankommen und fahren weiter. Die Duenen scheinen bald auf die Strasse ueber zu schwappen. Wir fahren ein Stueck auf Sand, Ben beginnt zu schlingern, er stoesst an einen Stein und wir stuerzen und schleifen zehn Meter waagrecht auf der Strasse weiter. Meine guten Jeans sind hin, meine beiden Knie geschuerft, unserer beider Magen sind flau. Wir warten ein bisschen, ueberwinden den Schock und werde von einem Vorbeifahrenden mit Pflastern versorgt. Die Leute sind hier wirklich sehr hilfsbereit. Zurueck machen wir noch oefters Pause, eine um ein bisschen auf Kamelen herumzureiten. Wir haben die Sicherheit, dass ein Kamel um seinetwillen nicht gerne stuerzt, einem Motorrad das aber egal ist. Wir geniessen die Ruhe, die man auf einem Motorrad nicht spuert und versuchen das mulmige Gefuehl loszuwerden, wir muessen ja noch den ganzen Weg zurueck. Das macht Ben auch ganz ordentlich, obwohl uns dann schon die Touristenbusse und Jeeps entgegen kommen. Grosszuegig erlaesst uns der Vermieter den kleinen Kratzer am Fahrzeug, aber Benzin, Miete, Essen und Verbandszeug zusammen gerechnet, haben wir fast soviel ausgegeben, wie eine Uebernacht Kamelsafari. Ben ist gelernter Bademeister (life guard klingt toller)und Pfadfinder, kennt sich mit erster Hilfe also gut aus und ausser blauer Flecke und ein bisschen Weh beim Stiegensteigen ist nichts mehr da. Ausser die Gewissheit, dass bei all den Abenteuern eben wirklich etwas passieren kann, auch wenn wir einigermassen vernuenftig sind, dass wir uns weh tun koennen, dass es schmerzen wird und dass das Risiko wirklich immer ernst genommen werden will, auch von uns Jungen.