Tuesday, November 17, 2009

Thursday, March 20, 2008

sich in der Weltgeschichte herumtreiben

Meine letzte Projektwoche hat mich in die kuehlen Hoehen der indischen Auslaeufer - oder, wie mans sieht, des Beginns - der Himalayas gefuehrt. Das Ziel unserer Reise war Dharamshala, dessen fast komplett tibetanischer Teil McLeod Ganj als Residenz des Dalai Lama auch die Exilregierung Tibets beherbegt. McLeod Ganj ist ein ruhiges Touristenstaedtchen, das vor allem junge Backpacker und aeltere westliche Buddhisten anzieht - und natuerlich immer neue tibetanische Fluechtlinge. Fuer eine Fluechtlingskolonie ist McLeod Ganj jedoch erstaunlich gut situiert, die Bettler sind ohne Ausnahme indisch und alle Tibeter sind erstaunlich gut gekleidet, die Moenche tragen Adidas Schuhe unter ihren dunkelroten Roben und die absolut hinreissenden Geschaefte mit Textiliten und Silberhandwerk und die tibetanischen, italienischen, israeli und indischen Restaurants und deutsche Baeckereien florieren. Um vor der nahenden Matura und Hitze zu ruhen ist der Ort perfekt. Auf einer atemberaubenden Wanderung haben wir sogar Schnee beruehrt.

Doch dann ist da die tibetanische Sache. Wir sind in Dharamshala einen oder zwei Tage, nach dem Start von Protestmaerschen zum Anlass der tibetanischen parallelen Olympischen Spielen angekommen. Als wir am Abend auf ein Bier gingen trafen wir zwei Tibetaner, wovon einer die tibetanischen Olympics organisiert und der andere eine Dokumentation ueber die Proteste dreht. Wir erfuhren von ihm aus erster Hand, dass hundert Protestanten von der indischen Polizei festgenommen wurden und in einem gemieteten Ashram festegehalten wurden. Angeblich ist es Fremden in Indien nicht erlaubt zu demonstrieren. Das erschien mir schon nicht ganz koscher, und als wir am naechsten Abend (beim naechsten Bier) einige Belgier und US Amerikaner trafen, die auf der Demonstration gewesen waren, aber sofort freigelassen wurden, da man sich keinen Aerger mit Europa, USA oder gar den Medien einhandeln will, war mein Zweifel an der Legitimation dieser Festnahme komplett. Zugleich kamen in Lhasa bei aehnlichen Protesten Tibetaner ums Leben und auch die Proteste in Nepal eskalierten in Gewalt. Am naechsten Abend hoerten wir nach den kollektiven Gebeten im Tempelkomplex des Dalai Lama Sprechchoere und am Morgen waren alle tibetanischen Geschaefte geschlossen und sogar die Frau mit ihrem kleinen Momo-stand (tibetanischen gefuellte nasse Teigbaelle) am Strassenrand wurde mit Mikrofon aufgefordert zu schliessen. Mehr Maersche folgten, doch wir mussten unsere dreitaegige Reise nach Hause antreten. Wir haben in unserem Bus die Proteste noch zweimal passiert und sind sogar in Bombay an einem Kerzenmarsch fuer Tibet vorbeigefahren.

Saturday, February 09, 2008

Held des Tages: Shashi Tharoor

Nach wochenlangen Vorbereitungen, die etliche neue geteerte Strassen am Campus, mehrere hundert Polizisten und Hunde, einen freien Schultag und viele viele Stunden harte Arbeit beinhalteten, kam unser zehntes Jubilaeum und vor allem unsere grossen Gaeste. Der Hauptsponsor unserer Schule, Mahindra, ein Kraftfahrzeug-Oligarch kam gleich dreimal in Form mehrerer Familienmitglieder und brachte seinen guten Freund, Manmohan Singh, Indiens Premierminister. Dieser kam im Hubschrauber, und blieb fuer eine Stunde um eine eher trockene Rede zu halten, war aber Magnetpunkt fuer viele Journalisten und Fernsehleute, deren Publicity hoffentlich auch der Schule zugute kommt. Nach seiner Rede konnten die um die hundert reichen Gaeste unser eigens hergerichtetes Cafe geniessen, unsere Ausstellung ueber die Schule anschauen oder das neu eroeffnete Biodiversity Reservat besichtigen. Danach sprach Shashi Tharoor, der fuer uns Schueler den Tag sicherlich gerettet hat mit seiner sehr witzigen, idealgetraenkten und sehr weisen Rede, die an die Schueler gerichtet war und nicht an potenzielle Sponsoren. Nach Shashi Tahroors Rede gab es ein festliches Mittagessen, das jedoch einige Schueler unterbrachen um Tharoor in Trauben aufzulauern und weitere Fragen zu stellen. (Ich habe es geschafft im einen Zettel mit der Homepage unserer Girls Go Bald Campaign - siehe unten - zu zustecken!) Das Essen war gut und ich bin nach 24 Stunden immer noch eher gesaettigt.
Insgesamt war dieser Zehnjahrestag wohl eher unpersoenlich und als Schuelerin, die von all den Vorbereitungen erscheopft und von dem Paradox ein Reservat zu eroeffnen und zur Eroeffnungsfeier ein paar Baeume fuer den Helikopter zu faellen, ein paar neue Strassen zu teeren, und einen Autohersteller sprechen zu lassen, verstoert ist, hoffe ich, dass wir zumindest durch die Werbung etliche neue Stipendien einnehmen werden.

Wednesday, February 06, 2008

The Girls Go Bald!


Scheren fuer den guten Zweck!

Durch unsere Arbeit mit NGOs in Pune ist uns der ernst der Lage in dieser Stadt, wo 1.8% Aids krank sind, bewusst. Besonders die Arbeit einer Klink, namens DISHA, ein Projekt der Organisation Deep Griha, beeindruckte uns als unbuerokratisch und genau dort wo die Hilfe am meisten gebraucht wird. DISHA versorgt zwei Slums mit Medikamenten fuer Aidskranke.

Um dieser Klink zu helfen haben Teddy Swenson und ich eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Am 2. Maerz werden 20 Maedchen unserer Schule die Haare lassen und hoffen gesponsert zu werden. Kahl werden wir in die weite Welt ziehen und jedesmal wenn uns jemand nach dem Grund fragt Bewusstsein schaffen und zeigen, dass wir bereit sind fuer eine gute Sache auch wirklich etwas zu geben.

Fuer weitere Informationen oder zum Spenden, besucht bitte

www.smartgive.com/funds/thegirlsgobald

oder
www.deepgriha.org

Saturday, January 12, 2008

Rajasthan und das Motorrad

In Jasialmer, der Perle inmitten der rajasthanischen Wueste, werden teure Kamelsafaris angeboten, die die Touristen in die Duenen, in kleine Ziegendoerfer, naeher (bis auf ca. 30km)an Pakistan, und ans Lagerfeuer in Zelt-Camps bringen sollen. Das wollten Ben und ich nicht, doch die Wueste sehen wollten wir dennoch. Wir mieten also ein Motorrad, das ist billiger, wir sind unabhaengig und koennen sogar schon zurueck sein, wenn die Touristenherden kommen. Die Strassen sind leer, gerade und wenn Verkehr, dann ist er links, aber so viel ist nicht los. Wir tragen Helme, meiner hat bessere Zeiten gesehen, in der neuen Kamelledertasche (die Kamele sterben eines natuerlichen Todes), Wasser und unser Mittagessen. Die Huetten am Strassenrand haben Strohdaecher und sind manchmal rund und aus Lehm, fast wie in Afrika und die Buben tragen lange weisse Gewaender und muslimische Kappen. Als wir den eher kleinen Sandduenen naeher kommen, rennen uns die Kinder, die Sachen verkaufen wollen auf der Strasse entgegen. Wir entkommen in Kurven, ohne jemanden zu verletzten, aergern uns aber. Wir sehen die nur weniger Meter von einander entfernten Massencamps mit Zelten und sind froh, nicht die all-inclusive Tour gebucht zu haben. Im naechsten Dorf, dem Marktplatz fuer zehn Kilometer Umkreis fragen wir nach den naechsten Duenen, die vielleicht weniger Touristen beherbergen muessen. Sie sagen, die sind Richtung Pakistan, vielleicht gibt es eine Militaersperre und wir kommen gar nicht durch. Mit schon recht steifen Ruecken, aber gestilltem Durst, lassen wirs drauf ankommen und fahren weiter. Die Duenen scheinen bald auf die Strasse ueber zu schwappen. Wir fahren ein Stueck auf Sand, Ben beginnt zu schlingern, er stoesst an einen Stein und wir stuerzen und schleifen zehn Meter waagrecht auf der Strasse weiter. Meine guten Jeans sind hin, meine beiden Knie geschuerft, unserer beider Magen sind flau. Wir warten ein bisschen, ueberwinden den Schock und werde von einem Vorbeifahrenden mit Pflastern versorgt. Die Leute sind hier wirklich sehr hilfsbereit. Zurueck machen wir noch oefters Pause, eine um ein bisschen auf Kamelen herumzureiten. Wir haben die Sicherheit, dass ein Kamel um seinetwillen nicht gerne stuerzt, einem Motorrad das aber egal ist. Wir geniessen die Ruhe, die man auf einem Motorrad nicht spuert und versuchen das mulmige Gefuehl loszuwerden, wir muessen ja noch den ganzen Weg zurueck. Das macht Ben auch ganz ordentlich, obwohl uns dann schon die Touristenbusse und Jeeps entgegen kommen. Grosszuegig erlaesst uns der Vermieter den kleinen Kratzer am Fahrzeug, aber Benzin, Miete, Essen und Verbandszeug zusammen gerechnet, haben wir fast soviel ausgegeben, wie eine Uebernacht Kamelsafari. Ben ist gelernter Bademeister (life guard klingt toller)und Pfadfinder, kennt sich mit erster Hilfe also gut aus und ausser blauer Flecke und ein bisschen Weh beim Stiegensteigen ist nichts mehr da. Ausser die Gewissheit, dass bei all den Abenteuern eben wirklich etwas passieren kann, auch wenn wir einigermassen vernuenftig sind, dass wir uns weh tun koennen, dass es schmerzen wird und dass das Risiko wirklich immer ernst genommen werden will, auch von uns Jungen.

Wednesday, October 31, 2007

Verlaengertes Wochenende mit Narmada Bachao Andolan

Meine Freundin Maria war aufgrund ihrer kleinen Forschungsarbeit ueber Aktivismus schon seit laengerem mit der NGO Narmada Bachao Andolan in Kontakt und wurde schliesslich fuer ein Treffen von Sonntag bis Dienstag in Madhya Pradesh (14 Busstunden von Pune entfernt) eingeladen wohin ich sie begleitet habe.
NBA wurde von der international bekanntesten indischen Aktivistin Medha Patkar gegruendet. Ihre selbst gestellte Aufgabe ist, gegen enorme Dammbauten im Narmada Tal vorzugehen. Die Daemme, die in den 90ern unter dem Vorwand der Bewaesserung, Hochwasserschutz und Energiegewinnung gebaut wurden, zwangen hundertausende von Menschen ihre ueberschwemmten Doerfer zu verlassen. Ersatz der Regierung hat in den wenigsten Faellen funktioniert und so sind noch immer Massen ohne Land und Wohnsitz.
Maria und ich verbrachten also zwei Tage in einem kleinen Dorf mit um die zwanzig Aktivisten, darunter Medha Patkar hoechstpersoenlich, und einigen Dorfbewohnern aus den umliegenden Doerfern. Der Grossteil der Besprechungen war in Hindi, aber man uebersetzte uns die wichtigsten Dinge, Maria hielt Interviews mit den Aktivisten und wir genossen laendliches Catering, Zeit zum Lesen und eine Nacht in einem Bauernhaus. Die Abwechslung mit Erwachsenen zu sprechen, die nicht unsere Lehrer sind, war sehr willkommen. Obwohl die NBA den Kampf gegen die Daemme schon verloren hat, denn die Daemme wurden gebaut, geben sie nicht auf, gruenden Schulen, rufen ihre Slogans und singen Lieder ueber die Macht des Volkes.
Mir haben die Ruhe des Dorfes und die aeusserst warme und lehrreiche Atmosphaere ziemlich gut getan, sowie ein gewisses neues Vertrauen in das Arbeiten von NGOs und Aktivisten und eine erneute Versicherung der Notwendigkeit der gleichen gegeben.

Tuesday, October 09, 2007

Tage in Pune

Letzten Samstag war Pune endlich einmal etwas Besonderes. Vom Schulbus nach Pune wurde ich von Nick, der am Vormittag seinen endgültigen Führerschein ausgestellt bekommen hatte, mit dem Motorrad abgeholt. Wir sind durch Pune bis hinaus in ein kleines Dörfchen in mitten von Hochhäusern und Hotels am Rande der Stadt gefahren und ich muss sagen so ein Motorrad hats in sich. Die Strasse ist plötzlich da und nicht hinter schmutzigem Glas (was nicht heisst, dass sie weniger schmutzig ist) oder undurchsichtigem Rickshaw-Plastik.
Als ich wieder abgesetzt wurde, hatte ich eigentlich vor mit Katja den Parvati Tempel zu besuchen, doch wir sind in einen Friedensmarsch für Myanmar, organisiert von den myanmarischen Mönchen in der Pune University, hineingelaufen und haben uns angeschlossen. Sehr stimmungsvoll mit Kerzen und im Sonnenuntergang, die Anzahl der teilnehmer war allerdings nicht überwältigend. Am nächsten Tag waren Katja und ich als die Internationale Unterstützung für Myanmar in der Zeitung.
Nach ein paar Einkäufen und dem Besuch bei einem typischen Stoffhändler und Schneider, schloss ich mich einer Gruppe aus drei Lehrern und zwei Schülern an und besuchte ein indisches klassisches Konzert, das um halb zehn Nachts begann und (für uns) um drei in der Früh endete. Die verschiedenen Künstler waren Tabla, Sitar und Hindustani Vocals Meister und eine Meisterin.
Ich habe erstaunlich wenig zu tun, da diese Zeit des Jahres fuer Second-years normalerweise die stressvollste überhaupt ist. Ich dagegen langweile mich geradezu. Dafür kommen mich aber meine Eltern in einer guten Woche besuchen, worauf ich mich natürlich sehr freue. Nicht nur auf die Bücher und das Essen.