Thursday, March 20, 2008

sich in der Weltgeschichte herumtreiben

Meine letzte Projektwoche hat mich in die kuehlen Hoehen der indischen Auslaeufer - oder, wie mans sieht, des Beginns - der Himalayas gefuehrt. Das Ziel unserer Reise war Dharamshala, dessen fast komplett tibetanischer Teil McLeod Ganj als Residenz des Dalai Lama auch die Exilregierung Tibets beherbegt. McLeod Ganj ist ein ruhiges Touristenstaedtchen, das vor allem junge Backpacker und aeltere westliche Buddhisten anzieht - und natuerlich immer neue tibetanische Fluechtlinge. Fuer eine Fluechtlingskolonie ist McLeod Ganj jedoch erstaunlich gut situiert, die Bettler sind ohne Ausnahme indisch und alle Tibeter sind erstaunlich gut gekleidet, die Moenche tragen Adidas Schuhe unter ihren dunkelroten Roben und die absolut hinreissenden Geschaefte mit Textiliten und Silberhandwerk und die tibetanischen, italienischen, israeli und indischen Restaurants und deutsche Baeckereien florieren. Um vor der nahenden Matura und Hitze zu ruhen ist der Ort perfekt. Auf einer atemberaubenden Wanderung haben wir sogar Schnee beruehrt.

Doch dann ist da die tibetanische Sache. Wir sind in Dharamshala einen oder zwei Tage, nach dem Start von Protestmaerschen zum Anlass der tibetanischen parallelen Olympischen Spielen angekommen. Als wir am Abend auf ein Bier gingen trafen wir zwei Tibetaner, wovon einer die tibetanischen Olympics organisiert und der andere eine Dokumentation ueber die Proteste dreht. Wir erfuhren von ihm aus erster Hand, dass hundert Protestanten von der indischen Polizei festgenommen wurden und in einem gemieteten Ashram festegehalten wurden. Angeblich ist es Fremden in Indien nicht erlaubt zu demonstrieren. Das erschien mir schon nicht ganz koscher, und als wir am naechsten Abend (beim naechsten Bier) einige Belgier und US Amerikaner trafen, die auf der Demonstration gewesen waren, aber sofort freigelassen wurden, da man sich keinen Aerger mit Europa, USA oder gar den Medien einhandeln will, war mein Zweifel an der Legitimation dieser Festnahme komplett. Zugleich kamen in Lhasa bei aehnlichen Protesten Tibetaner ums Leben und auch die Proteste in Nepal eskalierten in Gewalt. Am naechsten Abend hoerten wir nach den kollektiven Gebeten im Tempelkomplex des Dalai Lama Sprechchoere und am Morgen waren alle tibetanischen Geschaefte geschlossen und sogar die Frau mit ihrem kleinen Momo-stand (tibetanischen gefuellte nasse Teigbaelle) am Strassenrand wurde mit Mikrofon aufgefordert zu schliessen. Mehr Maersche folgten, doch wir mussten unsere dreitaegige Reise nach Hause antreten. Wir haben in unserem Bus die Proteste noch zweimal passiert und sind sogar in Bombay an einem Kerzenmarsch fuer Tibet vorbeigefahren.

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